Pacific News #10

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Tagungsbericht: Growing Gaps? – Perspektiven für eine zukunftsfähige Regionalentwicklung im asiatisch-pazifischen Raum

Göttingen, 2.-4. April 1997

Frank Dickmann

Bereits im April 1997 fand am Geographischen Institut der Georg-August-Universität Göttingen die Tagung Growing Gaps? – Perspektiven für eine zukunftsfähige Regionalentwicklung im asiatisch-pazifischen Raum statt. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft für pazifische Studien (APSA) (Toter Link) veranstaltete Tagung beschäftigte sich mit aktuellen ökonomischen Veränderungsprozessen des südostasiatischen Raums, insbesondere mit Thailand, Vietnam, Papua-Neuguinea und den Philippinen.

Nach einem Grußwort des Vizepräsidenten der Universität, Prof. Dr. Horst Kern, führte der Leiter der Veranstaltung, Prof. Dr. Werner Kreisel (Geographisches Institut der Universität Göttingen), die rund 85 Teilnehmer in die Thematik ein. Die Schwerpunkte bildeten zunächst länderspezifische Analysen räumlicher Disparitäten und die meist vergeblichen Versuche, diese aufzuheben oder wenigstens abzumildern. Planerische Maßnahmen in diesen Ländern streben zwar auf dem Papier eine flächenhafte Entwicklung an, de facto kommt es jedoch immer noch zum Ausbau der Metropolen (Manila, Bangkok). Ihr Wachstum verspricht eine schnellere und insgesamt größere Dynamik für die volkswirtschaftliche Gesamtentwicklung der betreffenden Länder. Gleichzeitig unterbleibt der kos-tenintensive und kurzfristig wenig rentable Ausbau der Infrastruktur in die Fläche. So ist das zentral-periphere Gefälle auch in Ländern wie Thailand und den Philip-pinen nach wie vor eklatant. Hier stehen primate cities, die sich in Kern kaum von westlichen Zentren unterscheiden, völlig verarmten und ausschließlich landwirtschaftlich ausgerichteten Randgebieten gegenüber. Im Fall von Vietnam verlagerte sich die Diskussion rasch auf die nicht gelöste Frage der Zielsetzung von Entwicklungspolitik. Die Ethnologin Prof. Dr. B. Hauser-Schäublin betonte, daß bei den vorgestellten wirtschaftlichen Maßnahmen wie auch bei der Beobach-tungsperspektive durch die Wissenschaft nicht nur öko-nomische Aspekte im Vor-dergrund stehen sollten.

Es war nicht die Absicht der Tagung, fertig Lösungen und Handlungsstrategien zu entwerfen. Der interdisziplinäre Charakter der Veranstaltung bot jedoch eine Plattform, auf der die grundsätzliche Problematik fachübergreifend behandelt und die Diskussion über gesellschaftliche Werte angeregt werden konnte.

Die Vorträge beschäftigten sich mit folgenden Themen:

  • Entwicklungssprünge, Disparitäten und Konfliktpotentiale im südostasiatischen Tigergehege, Prof. Dr. Franz Nuscheler; Institut für Politikwissen-schaft der GH-Duisburg
  • Growing Gaps in Thailand. Konzepte zum Abbau regionaler Disparitäten zwischen der Megastadt Bangkok und den Entwicklungsperipherien, Priv.-Doz. Dr. Frauke Kraas, Geographisches Institut der Universität Bonn
  • Metro Manila: Charakteristika einer Megastadt und planerische Maßnahmen zum Abbau der Primacy, Prof. Dr. Dirk Bronger, Geographisches Institut der Ruhr-Universität Bochum
  • Systemtransformation in der SR Vietnam, regionalwirtschaltliche und soziale Auswirkungen, Dr. Javier Revilla Diez, Geographisches Institut der Universität Hannover
  • Mining and sustainability issues in Papua New Guinea, Dr. David King, James Cook University of North Queensland, Townsville, Australia

Die Aufgliederung der Veranstaltung in Vorträge und Workshops zu verschiedenen Spezialbereichen (Vietnam, Metro Manila und Bergbauprojekte in Papua New Guinea) förderte eine intensive und differenzierte Auseinandersetzung mit dem Tagungsthema. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wurden in einer Schlußveranstaltung allen Tagungsteilnehmern vorgestellt. Die Veröffentlichung der Beiträge ist in einem vom ABERA-Verlag publizierten Tagungsband vorgesehen.

(Geogr. Rundschau 32, 11, 1997, S. 605)